Die Liebe öffnet die Pforte eines zeitlosen Wiedererkennens; wir treten ein; und endlich kehren wir jeder im anderen heim.
Einen ganz ähnlichen Gedanken finden wir in Platons „Gastmahl“ ausgedrückt. In diesem herrlichen Dialog über das Wesen der Liebe referiert der Philosoph einen phantasievollen Mythos, dem zufolge die Menschen ursprünglich kugelrunde Doppel-geschöpfe waren: Jedes Individuum bestand tatsächlich aus zwei zu einer Einheit verschmolzenen Körpern. Dann aber wurden diese Kugelwesen von den Göttern entzweigeschnitten, und so irrt jeder Mensch seither rastlos umher und sucht ver-zweifelt nach seiner verlorenen „anderen Hälfte“.
Wenn wir einander nun finden und entdecken, vollzieht sich in uns eben dieser Akt tiefen Wiedererkennens. In der Freundschaft und der Liebe schliesst sich ein uralter Kreis. Das, was zwischen uns uralt ist, wird uns behüten, beschützen und zusammenhalten. Wenn zwei Menschen sich ineinander verlieben, kehrt jeder von ihnen aus der Einsamkeit der Verbannung heim in das Haus des Zugehörens.
O’Donohue John: Die Liebe als zeitloses Wiedererkennen
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Liebe, Partnerschaft, Beziehung
Man begegnet sich auf der Strasse, auf einer Party, bei einer öffentlichen Veranstaltung, wird einander vorgestellt - und plötzlich durchzuckt einen ein Blitz des Wiedererkennens und die unter der Asche verborgene Glut der Seelenverwandtschaft strahlt hell auf. Zwischen uns und dem anderen erwacht etwas, erwacht ein Gefühl uralter Vertrautheit.